Kein Freihandelsabkommen ohne Heidekartoffeln aus Lüneburg
Hannover. "Wer nach Europa exportieren möchte, muss unsere Spielregeln einhalten. Das Freihandelsabkommen ist kein Basar für Verbraucherrechte. Der Ammerländer Schinken und die Lüneburger Heidekartoffel müssen weiterhin regional geschützte Marken bleiben", reagiert der niedersächsische Verbraucherschutzminister Christian Meyer auf Äußerungen von Bundesagrarminister Schmidt. Das Freihandelsabkommen TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) dürfe nicht zu einer Aufweichung deutscher Verbraucherstandards führen, regionale Herkunftsbezeichnungen müssten geschützt bleiben: „Wenn Minister
Schmidt in Zukunft Münchner Weißwürste aus Großschlachthöfen in Chicago beziehen
möchte, soll er das den Verbraucherinnen und Verbrauchern ehrlich sagen. Das ist
sicher nicht das, was die Verbraucher bei Münchner Weißwurst erwarten. Da
erwarten sie ein regionales Produkt aus Bayern."
Auch als amtierender Vorsitzender der Verbraucherschutzministerkonferenz der
Bundesländer (VSMK) kritisiert Meyer den Bundesagrarminister scharf: „Damit wirft Minister Schmidt in vorauseilendem Gehorsam gegenüber
den USA und Kanada den Schutz regionaler Marken und Produkte über den Haufen.
Die Herkunft unserer Würste und Kartoffeln ist uns nicht wurscht." Das Land Niedersachsen hat seit dem 1. Januar für ein Jahr den VSMK-Vorsitz
inne.
Im
vergangenen Jahr lehnte bereits die Verbraucherschutzministerkonferenz einen gemeinsamen
Markt mit den USA ab, wenn Standards hiesiger
Lebensmittelproduktion und -sicherheit nivelliert würden. „Ich werde diese
Position als Vorsitzender der VSMK auch 2015 vertreten", so Meyer.
Die Äußerungen Schmidts zeigten, dass es bei TTIP eben doch um die Absenkung
europäischer Verbraucher- und Umweltstandards gehe. Zudem sei
es bemerkenswert, dass ein deutscher Landwirtschaftsminister vom europäischen
Parlament und von der EU-Kommission demokratisch beschlossene Kennzeichnungsregeln
abschaffen wolle. Freihandelsabkommen wie TTIP oder CETA könnten eine große
Gefahr für Produzenten auch in Niedersachsen darstellen: „Die USA und Kanada
produzieren aufgrund anderer Strukturen in vielen Bereichen sehr viel günstiger
und könnten mit Billig-Importen unseren Markt überschwemmen, etwa in der
Geflügelwirtschaft. Wir können nicht zulassen, dass uns dabei Gentechnik,
Hormonfleisch oder Chlorhühner durch die Hintertür untergejubelt werden."
Christian Meyer: „Es ist fatal, dass Bundesagrarminister Schmidt auf
Regionalität, Heimatbewusstsein und kurze Wege verzichten will. Das alles ist
für die Verbraucherinnen und Verbraucher immer wichtiger. Wir wollen, dass
regionale Produkte und regionale Identitäten weiterhin geschützt werden."
Göttinger Stracke komme nun einmal aus der Region Göttingen und die Lüneburger
Heidekartoffel aus der Lüneburger Heide. Wenn es unklare Regeln zur Herkunft von
Produkten gebe, müssten diese verbessert und nicht aufgegeben werden: „Der
Verbrauchertrend geht stark zu regionalen Produkten, wie alle Studien zeigen.
Das ist gerade eine Chance für unsere heimische Qualitätslandwirtschaft."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen