Legehennen nicht länger quälen
Hannover. Niedersachsen und Rheinland-Pfalz haben sich heute in einem
gemeinsamen Bundesratsantrag für ein festes Ende der Käfighaltung von Legehennen
eingesetzt. „Wir brauchen den schnellen Ausstieg aus einer solchen nicht
tiergerechten Haltungsform", sagte Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer.
„Denn die Kleingruppen-Käfighaltung ist nicht tierschutzgerecht und bleibt
verfassungswidrig. Die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher will keine
Käfigeier."
Käfighaltung habe wirtschaftlich „zu Recht keine Zukunft mehr. Deutschland
muss dem Beispiel Österreichs folgen und aus der Käfighaltung aussteigen." Der
Bund solle sich endlich zu einem schnellen Ausstieg bekennen.
„Bundesagrarminister Christian Schmidt darf nicht weiter auf Zeit spielen",
forderte der Minister. „Es kann doch nicht sein, dass der Ausstieg aus der
Käfighaltung deutlich länger dauern soll als der Atomausstieg", sagte Meyer.
Unter der Untätigkeit der Bundesregierung leiden nach seinen Worten die
Eiererzeuger mit alternativen Haltungsformen.
Die Landesregierung setze auf die von Verbrauchern gewünschte artgerechte
Haltung der Legehennen und unterstütze neben der regionalen Vermarktung eine
bäuerliche Landwirtschaft. In Niedersachsen leben mittlerweile rund 5,4
Millionen Legehennen in konventioneller oder ökologischer Freilandhaltung. Das
sind doppelt so viele wie die derzeit 2,7 Millionen Legehennen in Käfighaltung.
Allein 2014 stieg im Vergleich zum Vorjahr in Niedersachsen die Zahl der
Freilandhühner aus konventioneller Haltung um fast 20 Prozent, während Boden-
und Käfighaltung stagnierten. „Niedersachsen ist bei der Produktion sowohl von
Bio- als auch von Freilandeiern bundesweit zu einer Hochburg geworden. Fast
jedes zweite deutsche Bio- oder Freilandei stammt damit aus Niedersachsen",
sagte der Landwirtschaftsminister.
Auch Meyers Amtskollegin in Rheinland-Pfalz, Landwirtschaftsministerin Ulrike
Höfken, forderte, „die tierquälerische Käfighaltung von Legehennen muss ein Ende
haben. Jede Henne hat gerade einmal den Platz von etwas mehr als einem DIN
A4-Blatt. Bewegungen wie Auffliegen, ungestörte Eierablage, Ruhen oder
Staubbaden sind nicht möglich." Niedersachsens Landwirtschaftsminister Meyer
ergänzte: „Die Kleingruppen-Käfige sind kaum besser als die früheren
konventionellen Käfige. Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus
sind oft die Folge."
Schon 2012 beschlossen die Länder, sogenannte Kleingruppenkäfige nur noch bis
2023 zuzulassen. Auch die damalige schwarz-gelbe Landesregierung in
Niedersachsen sprach sich dafür aus. Das Bundesverfassungsgericht hatte zuvor
die Kleingruppenhaltung als unvereinbar mit dem Tierschutz im Grundgesetz
erklärt und eine Neuregelung gefordert. Die damalige schwarz-gelbe
Bundesregierung setzte sich mit der Fristsetzung bis
2035 nicht durch, hat aber gleichwohl den Länderbeschluss aus dem Jahre 2012 nicht
beachtet.
Dass die Bundesregierung bis heute diesen Länderbeschluss nicht umgesetzt hat
, nennen Meyer und Höfken „eine unverantwortliche
Unverfrorenheit und einen Skandal". Meyer: „Bis heute ist nichts geschehen. Wir
fordern die jetzige Bundesregierung und vor allem CSU-Agrarminister Christian
Schmidt auf, endlich zu handeln." Meyer und Höfken weisen darauf hin, dass die
Verbraucherinnen und Verbraucher bereits mit dem Einkaufskorb entschieden hätten:
„Seit die Haltungsform auf Eiern ablesbar ist, sind Käfigeier aus den Regalen
verschwunden." In verarbeiteten Lebensmitteln wie Nudeln oder bunten Ostereiern
werden Käfigeier aber immer noch verwendet. Rheinland-Pfalz und Niedersachsen
fordern daher, die Kennzeichnungspflicht auch auf verarbeitete Eier auszuweiten.
Zwei Drittel aller Erzeuger haben - so der Minister und die Ministerin - auf die Verbraucherforderung
reagiert und auf tiergerechte Haltungsformen umgestellt. „Bundeseinheitliche
Regelungen zum Ende der Käfighaltung sind unerlässlich, um Tierhaltern und
Behörden Rechtssicherheit zu geben und um dem Willen der Verbraucherinnen und
Verbraucher nach Eiern aus tiergerechter Haltung nachzukommen", so Höfken.
Niedersachsens Landwirtschaftsminister sieht sich auch durch die Statistik in
seiner Auffassung bestätigt, dass die Käfighaltung keine Zukunft mehr hat: Von
2008 bis 2014 sank die Zahl der in einem Käfig gehaltenen Hennen von rund elf
Millionen auf etwa 2,7 Millionen Tiere. Im gleichen Zeitraum stieg dagegen die
Zahl der Freiland- oder Biohennen von ungefähr zwei Millionen auf rund 5,4
Millionen Tiere.
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