Nun können Forscher dem Universum lauschen
Hannover. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Albert-Einstein-Instituts (AEI)
in Hannover haben einen entscheidenden Beitrag zu einer der wichtigsten
Entdeckungen des Jahrhunderts geleistet: dem erstmaligen Nachweis von
Gravitationswellen.
„Das ist eine wissenschaftliche Weltsensation - möglich gemacht durch
Spitzenforschung made in Niedersachsen", sagte die niedersächsische
Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajić anlässlich der Präsentation der
Entdeckung im AEI. „Die niedersächsischen Forscherinnen und Forscher haben
Herausragendes geleistet, ich freue mich riesig über ihren Erfolg. Ohne die am
Albert-Einstein-Institut entwickelte Technologie und Datenanalyse wäre diese
Entdeckung nicht möglich gewesen. Dies ist ein schöner Beweis für die Stärke und
das Potenzial niedersächsischer Forschung."
Das AEI ist ein gemeinsames Forschungszentrum von Max-Planck-Gesellschaft und
Leibniz-Universität Hannover. Es betreibt den Gravitationswellendetektor GEO600
in Ruthe bei Hannover. Die am AEI mit britischen Partnern und dem
Laserzentrum Hannover entwickelte und erprobte Laser- und
Interferometer-Technologie bildet das Herz der beiden US-amerikanischen
LIGO-Observatorien, die nun erstmals Gravitationswellen gemessen haben.
Das AEI
ist weltweit führend bei Entwicklung und Anwendung dieser Technologien, die
solche hochpräzisen Messungen ermöglichen. Das AEI stellt außerdem den
Computercluster ATLAS für die Datenanalyse zur Verfügung. Atlas ist der weltweit
größte und rechenstärkste Computercluster, der zur
Gravitationswellen-Datenanalyse eingesetzt wird.
Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK)
unterstützt die Forschungen des AEI. Insgesamt flossen in den vergangenen Jahren
mehr als 30 Millionen Euro Fördergeld. „Der Erfolg ist auch ein Ergebnis
weitsichtiger Forschungsförderung und einer beispielgebenden Zusammenarbeit in
Forschungsverbünden", sagte Ministerin Heinen-Kljajić. „Das Zusammenspiel des
Instituts für Gravitationsphysik der Leibniz-Universität Hannover mit dem
Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik im Alber-Einstein-Institut
garantiert eine einzigartige Kombination von Expertise und ist weltweit
einmalig." Der Direktor der beiden Einrichtungen, Prof. Dr. Karsten Danzmann, sei
eine Schlüsselfigur der weltweiten Gravitationsphysik und ein herausragender
Botschafter für den Wissenschaftsstandort Niedersachsen.
Was sind Gravitationswellen?
Gravitationswellen entstehen, wenn Sterne explodieren oder schwarze Löcher
verschmelzen. Es gibt sie seit Beginn des Universums. Sie breiten sich mit
Lichtgeschwindigkeit im All aus, vergleichbar mit Wellen, die entstehen, wenn
ein Stein ins Wasser fällt. Gravitationswellen dehnen und stauchen den Raum. Die
Deformationen sind allerdings extrem klein und für Menschen nicht wahrnehmbar.
Albert Einstein hat die Existenz von Gravitationswellen schon vor 100 Jahren
vorausgesagt - in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie. Wegen der Schwäche der
Signale glaubte er selbst nicht daran, dass man die Wellen jemals wird messen
können. Forscherinnen und Forscher in aller Welt versuchen seit Jahrzehnten,
Gravitationswellen nachzuweisen. Sie haben dazu ständig ihre Instrumente
geschärft. Der Gravitationswellendetektor GEO600 des AEI ist ein solches
Instrument.
Was bedeutet der Nachweis von Gravitationswellen für die
Astrophysik?
Mit Gravitationswellen kann unser Bild vom Universum und dessen
Entwicklung vervollständigt werden. Mit ihnen wird uns ein neuer Sinn gegeben: Mit den Gravitationswellen können wir das Universum erstmals hören. Der Nachweis
markiert den Beginn einer völlig neuen Astronomie, die künftig auch im Weltall
betrieben werden soll (LISA Pathfinder Mission). Ziel ist es, Detektoren im All
zu schaffen, mit deren Hilfe das gesamte Universum abgehört werden kann.
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