 |
Der Sitz von einem halben Dutzend Firmen? Foto: Heinz-Peter Tjaden |
Die Internetseiten weiß-die Taschen mal leer und mal voll
"Sie haben Ihr Ziel, die bestmöglichen Anbieter für Ihren Bedarf zu finden, erreicht!
Auf dieser Webseite finden Sie die Services, die Ihnen Ihr Gründungsberater, Unternehmenscoach oder ich Ihnen im persönlichen Gespräch empfohlen haben."
Verkündet ein 57-Jähriger, der in Hannover-Döhren wohnt, im Internet. Allerdings gibt es auf seinen Seiten keinen einzigen Tipp. Alle Seiten sind weiß.
Möglicherweise hat er noch nicht die Zeit gefunden, um seinen Internet-Auftritt zu pflegen. Denn er ist im Netz nicht nur mehrere, er scheint auch mehrere Vermögen zu haben. Manchmal aber auch keins.
Wie am 14. August 2018. Bei einem Gerichtsvollzieher gibt er zu Vermögensverzeichnis: Ich habe 20 Euro dabei, 50 Euro lagere ich zuhause. Mein Peugeot 406 ist 16 Jahre alt und hat 185 000 Kilometer auf dem Tacho. Wertvolles besitze ich nicht. Vom Jobcenter bekomme ich monatlich 767,34 Euro für meinen Lebensunterhalt und die Miete. Neben Herrn Tjaden habe ich noch einen Gläubiger. Dem schulde ich 7 000 Euro. Unterlagen sind nicht mehr vorhanden.
Ich schreibe gedanklich die 51 138,57 Euro, die mir Uwe D. schuldet, in den Wind. Schon kommt Sturm auf. Ein Anwalt aus der Karmarschstraße schreibt mir am 12. September 2018: "Gegenstand unserer Beauftragung ist die außergerichtliche Einigung hinsichtlich der Verbindlichkeiten unseres Mandanten. Derzeit wird ein Regulierungsvorschlag ausgearbeitet." Ziel sei nicht etwa ein "flexibler Nullplan", sondern ein "belastbarer Vergleichsvorschlag".
Auf den habe ich bis gestern gewartet. Der Anwalt des Unternehmensberaters ließ eine letzte Frist für eine Anzahlung verstreichen. Er würde uns gern bis Ende November vertrösten. Inzwischen scheint sein Mandant unzählige Gläubiger zu haben, nicht nur einen. Das weiß seit heute auch der Gerichtsvollzieher.